Wer ich bin
“Die Aufgabe der Erziehung ist es nicht, das Kind zu formen,
sondern es ihm zu erlauben sich zu offenbaren.”
Maria Montessori
Vom Süden Deutschlands bin ich mit einem Zwischenstopp über den Osten in den Norden Deutschlands gelangt - immer mein polnisches und deutsches Kulturgut mit mir tragend. Ich reise, seit ich 14 bin und trage das Gefühl der Heimat immer mit mir.
Nach meinem Studium in Erziehungswissenschaft und Psychologie (B.A.) bin ich gleich ins kalte Wasser gesprungen und habe fünf Jahre im Kinder- und Jugendnotdienst in Hamburg gearbeitet. Dort habe ich sehr schnell das Schwimmen lernen müssen - in der wohl härtesten Schule in der Jugendhilfe. In der Inobhutnahmestelle bekommt man Einblicke in ein System, das zeigt, dass wir nicht nur durch eigenes Handeln, sondern auch als Gesellschaft Verantwortung übernehmen müssen für alljene, die durch das Raster der deutschen Jugendhilfe fallen.
Während meiner Zeit in Hamburg unternahm ich eine Reise nach Irland und traf auf eine kleine Insel, malerisch umgeben vom atlantischen Ozean. Und genau dies war der Moment, in dem ich begriff, dass genau solche Orte die Jugendlichen aus der Jugendhilfe brauchen. Orte zum heilen, zum austoben, sich ausprobieren und manchmal um nachreifen zu können aus dem Prozess heraus, in welchem sie stecken geblieben sind. Einen Ort, der es ihnen erlaubt, sich zu offenbaren.
Fast zwei Jahre vergingen und ich entschloss mich, ein System aufzubauen, was zu 100 % auf Jugendliche individuell zugeschnitten ist. Den Weg bereiteten mir die individuellen sozialpädagogischen Einzelmaßnahmen - kurz ISE.
Mein Ziel
Den Reset Knopf finden. Oder auch, den AHA - Moment kreieren.
Wenn bisher alle Maßnahmen aus der Jugendhilfe gescheitert sind - dann ist der Jugendliche so festgefahren in seinem destruktiven System, dass es einem Lottogewinn gleicht, ihn zu auf einen anderen Weg zu bringen. Also braucht es ein komplett neues Umfeld ohne die Trigger, die er/sie aus dem früheren Alltag kennt. Es gleicht einer Diät - wenn der Schrank mit den Süßigkeiten voll ist, dann liegt die Versuchung natürlich umso höher, einfach zuzugreifen.
Das Ziel der ISE ist, den Jugendlichen aus dem alten System komplett herauszulösen, das oft aus Drogen, Alkohol und anderen Gefährdungen besteht. In ihrem eigenen System sind sie schlecht greifbar, also muss ein komplett neues System her, mit neuem Input, neuen Reizen und vorurteilsfreien
Entfaltungsmöglichkeiten für den Jugendlichen.
Warum Ausland?
Das Ausland bietet nicht nur einen kulturellen Entwicklungsgewinn, sondern auch eine vorurteilsfreie Reaktion der Menschen dort auf den Jugendlichen. Es werden Orte bereist, wo der Wert der Gemeinschaft und das Zusammenhalten eine wesentliche Rolle spielen. Dem Jugendlichen gegenüber wird vom System beständig agiert und nicht nur reagiert. Maßnahmen in Deutschland lehne ich ab - denn diese Jugendlichen sind in Deutschland Überlebenskünstler und kennen genau die Knöpfe, um Maßnahmen zu beenden, abzutauchen oder sich Substanzen zu beschaffen, um ihrer Realitität zu entkommen. Im Ausland sind diese Knöpfe erstmal unbekannt - oder zumindest schwieriger zu drücken. Damit gelingt die pädagogische Arbeit viel einfacher und durch das neue System kann der Jugendliche durchweg in Begleitung lernen, neue Wege zu beschreiten.
Die Erfolgsquote
Laut einer Studie von ... möchten die meisten hören. Es gibt tatsächlich eine Studie über diese Auslandsmaßnahmen im Rahmen der Individualpädagogik, die den Erfolg vielversprechend hält. Doch selbst, wenn der Wert bei einem Prozent Erfolgsquote läge, wäre dies der vollste Erfolg für mich. Denn umgerechnet ist ein Prozent dieses eine Kind, das es geschafft hat, eigene Ressourcen zu aktivieren und auf einen konstruktiven Lebensweg zu kommen. Und jeder Tag, mit dem der Jugendliche nicht auf der Straße oder im destruktiven Milieu verbringt, ist ein guter Tag.